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Verbandsversammlung am 13.07.23 in Ratekau

von Jasmin Brunner

ZVO auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2032

Konstituierende Sitzung nach der Kommunalwahl

Mit der Kommunalwahl wurden Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, Stadt- und Gemeinderäte sowie der Kreistag neu gewählt. Diese personellen Veränderungen wirken auch auf den ZVO, dessen Mitglieder bei der konstituierenden Sitzung der Verbandsversammlung über die Besetzung der Ausschüsse und deren Vorsitz neu entscheiden.

Zu Vorsitzenden der Ausschüsse des ZVO wurden Thomas Keller (Bürgermeister Gemeinde Ratekau, Hauptausschuss), Bettina Schäfer (Bürgermeisterin Gemeinde Scharbeutz, Wasserwirtschaftsausschuss) und Karsten Alwast (Mitglied des Kreistages, Abfallwirtschaftsausschuss) gewählt.

Andreas Zimmermann, Bürgermeister der Gemeinde Ahrensbök, wurde erneut zum Vorsitzenden der Verbandsversammlung gewählt. Mit der begonnenen Wahlperiode richtete er den Blick nach vorne: „Die Idee des ZVO war schon zur Zeit seiner Gründung vor 96 Jahren, dass in den Kommunen Aufgaben der Ver- und Entsorgung gemeinsam besser und günstiger erbracht werden können, als wenn es jede Gemeinde alleine macht. Im ZVO bündeln wir Aufgaben von 55 Gemeinden wie Wasserversorgung oder Abwasserbeseitigung ebenso wie die Abfallwirtschaft als eine Aufgabe der Kreisebene. Auch in Zukunft lösen wir diese wichtigen Aufgaben für unsere Region am besten gemeinsam.“

Auf dem Weg zum Klimaschutzziel

Der ZVO hat sich das Ziel gesetzt, bis 2032 klimaneutral zu werden und kommt dabei gut voran – das konnte die den Mitgliedern des ZVO vorgestellte Treibhausgasbilanz eindrucksvoll zeigen. Verbandsvorsteher Frank Spreckels betonte, dass dafür in allen relevanten Aufgabenfeldern Aktivitäten laufen: Ausbau der eigenen Erzeugung von erneuerbarer Energien, Umstellung auf alternative Antriebe bei den eingesetzten Fahrzeugen, Verbesserung der Effizienz von Anlagen und Gebäuden. Zusätzlich müsse der Klimaschutz und eine entsprechende laufende Bilanzierung in die Organisation und die Kultur integriert werden.

„Fast ein Viertel des Weges zur für 2032 angepeilten Klimaneutralität haben wir bis 2022 geschafft.“, betont Spreckels. Manche Schritte, wie die Umstellung auf Ökostrom waren dabei über entsprechende Beschaffung relativ einfach zu erreichen, andere wie das auf den Kläranlagen erreichte Niveau der eigenen Energiegewinnung, seien hingegen schon echte Transformationen.

Die Verbandsversammlung beschloss die Realisierung einer Klärschlammtrocknungsanlage, die einen weiteren Schritt in Richtung Nachhaltigkeit darstellt. Durch die Nutzung der Abwärme des Müllheizkraftwerks Neustadt sollen nasse Klärschlämme getrocknet und so massereduziert und trocken für Transport und Weiterverarbeitung optimiert werden. Das Vorhaben mit einem Investitionsvolumen von rd. 7 Mio. € ist ein Gemeinschaftsprojekt mit Stadtwerken Neustadt und dem Zweckverband Karkbrook.

„Als kommunale Unternehmen aus Ostholstein sind wir uns mit Uta Sablowski vom Zweckverband Karkbrook und Dr. Mark Jahn von den Stadtwerke Neustadt in Holstein einig, dass wir die Herausforderungen der Zukunft am besten gemeinsam angehen. Dieses Projekt kann dafür ein weiterer, auch technisch spannender Beweis werden.“, so Hanna Liedtke (Leiterin Entwässerung) und Michael Rakete (Leiter Abfallwirtschaft).

Wärmewende in Ostholstein

Die ZVO Energie GmbH, im ZVO zuständig für Wärme-, Gas- und Wasserversorgung stellt sich den aktuellen Herausforderungen der Wärmewende. Diese komplexe Aufgabe und braucht die Kooperation von Gemeinden, Wärmeerzeugern und Netzbetreibern. Die ZVO Energie GmbH wird bei der Entwicklung und Umsetzung nachhaltiger Lösungen aktiv unterstützen. Die just in Betrieb gegangene regenerative Wärmeversorgung in Pansdorf ist dabei ein branchenweit beachtetes Praxisbeispiel. Sven Bäumler, Geschäftsführer der ZVO Energie GmbH, betont: „Als Partner stehen wir unseren Mitgliedsgemeinden dabei zur Seite, um gemeinsam die notwendigen Schritte zu gehen. Unser Leuchtturmprojekt in Pansdorf verdeutlicht, wie wir durch enge Zusammenarbeit und den Einsatz innovativer Technologien nachhaltige Wärmeversorgung in unserer Region umsetzen können. Ergänzt um die kommunale Wärmeplanung werden hier die dringend benötigten Lösungen geschaffen.“

Dieses Projekt zeige zudem, dass eine wegweisende ökologische Wärmeversorgung auch im ländlichen Raum möglich ist. Die Versorgung dort kombiniert bisher einzigartig Freiland-Solarthermie, Photovoltaik, Wärmepumpensysteme und hocheffiziente Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen sowie ein Nahwärmenetz mit hocheffizienten Wärmeübergaben und einer automatisierten, volldigitalen Steuerung, um eine zukunftsorientierte und ökologische Wärmeversorgung zu gewährleisten.

Bei derartigen Projekten sind insbesondere die jeweiligen lokalen Gegebenheiten zu berücksichtigen um die jeweils passendste und effizienteste Technik einzusetzen. Seit einigen Tagen ist die Versorgungsanlage in Betrieb und die gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse fließen bereits in die Planung und Konzepte weiterer Projekte ein. Den Mitgliedern der ZVO-Verbandsversammlung wurde das in Pansdorf realisierte Konzept vor der Verbandsversammlung bei einer Führung durch die dortigen Anlagen vorgestellt. Thomas Keller, Bürgermeister der Gemeinde Ratekau und Vorsitzender des ZVO-Hauptausschusses freut sich über die moderne und zukunftsweisende Wärmelösung für seine Gemeinde und berichtet „Die ZVO Energie GmbH ist quasi das Stadtwerk der Verbandsgemeinden und hat hier eine besondere Projektleistung erbracht. Dieses Know How wird bei weiteren Projekten in Ostholsteinen einfließen können. Somit sehen wir den Herausforderungen der kommunalen Wärmende lösungsorientiert entgegen.“

Starke regionale Infrastruktur – Jahresabschluss 2022 vorgelegt

Den Mitgliedern lag zudem der Jahresabschluss 2022 zur Beratung und zum Beschluss vor. Mit einem klaren Fokus auf die Bereitstellung einer zuverlässigen Infrastruktur für die Menschen in unserer Region wurden Netze und Anlagen weiterentwickelt und modernisiert. Zudem wächst das Glasfasernetz des ZVO weiter auf dem Weg zum Ziel, 13.000 Haushalte in schlecht versorgten Gebieten der Mitgliedsgemeinden mit schnellem Internet zu versorgen.

Frank Spreckels, Verbandsvorsteher des ZVO, äußerte sich trotz des durch den Breitbandausbau entstandenen Bilanzverlust positiv zum vorgelegten Jahresabschluss: "Es ist erfreulich, dass wir auch in 2022 in der Phase des Aufbaus unseres Breitbandnetzes und der im Wesentlichen aus den Finanzierungskosten für die dafür notwendigen hohen Investitionen entstehenden Anlaufverlusten fast noch ein ausgeglichenes Jahresergebnis erzielt haben. Wir stellen uns den Aufgaben in der Region und bauen die für die Menschen hier betriebene Infrastruktur weiter aus. Diese Aufgaben werden vor dem Hintergrund des Klimaschutzes, der Produktion von erneuerbarer Energie und der Anpassung unserer Netze und Anlagen auch im Bereich Erdgas nicht kleiner. Wir brauchen dafür weiter ein gutes und enges Zusammenwirken mit unseren Mitgliedern und das Vertrauen unserer Kundinnen und Kunden. Daran werden wir weiterarbeiten und ich bin optimistisch, dass es uns auch in diesen schwierigen Zeiten gelingt."

Im Jahr 2022 erzielte der ZVO Erträge in Höhe von 76 Mio. €. Etwa ein Drittel davon stammen aus den Gebühren der kommunalen Abfallwirtschaft (27,4 Mio. €), der Schmutzwasserbeseitigung (24,3 Mio. €) und anderen Aufgaben des ZVO. Die größten Ausgaben waren die Personalkosten für die fast 500 Mitarbeitenden mit 26,6 Mio. €. Leistungen anderer Unternehmen schlugen mit 25 Mio. € zu Buche und die Abschreibungen betrugen 8 Mio. €. Zusätzlich fielen 3 Mio. € für Kreditzinsen und 1,4 Mio. € an Steuern an.

Im Bereich der Abfallwirtschaft erzielte der ZVO in 2022 aufgrund guter Erlöse für das Altpapier aus den blauen Tonnen und den im Müllheizkraftwerk aus dem Restabfall produzierten Strom Überschüsse, die in den kommenden Jahren über die Kalkulation der Gebühren an die Kundinnen und Kunden zurückgegeben werden. In Bezug auf die Schmutzwasserbeseitigung reichten die Gebühreneinnahmen 2022 nicht aus, um die gestiegenen Kosten zu decken. Daher wurden Gebührenüberschüsse aus den Vorjahren verwendet, um die Kalkulation auszugleichen und die Gebühren nicht weiter erhöhen zu müssen.

Der Wert des Anlagevermögens ist von 257 Mio. € auf 278 Mio. € gestiegen. Dieses im ZVO gehaltene kommunale Vermögen der Mitgliedsgemeinden ist zum Stand 31.12.2022 mit 93 Mio. € Eigenkapital solide finanziert. Während der Aufbau des Glasfasernetzes anfangs geplante Verluste verursacht, fließen die Investitionen durch vom Netzbetreiber TNG Stadtnetze GmbH für die Nutzung gezahlte Pacht über die Jahre an den ZVO zurück. Mit jedem fertiggestellten Teilabschnitt des Netzes steigt diese Pacht sukzessive an.

Nachverdichtungskonzept für kommunales Glasfasernetz schließt Lücken im Ausbau

Die Verbandsversammlung entschied zudem über weitere Investitionen von bis zu 12 Mio. € in das Breitbandnetz. Torsten Hindenburg, Leiter der Breitbandsparte im ZVO, erklärt: „Unser Nachverdichtungskonzept bietet Interessenten, die im Rahmen des geförderten kommunalen Ausbauprojektes keinen Glasfaseranschluss gebucht haben die Möglichkeit, sich noch nachträglich an das Glasfasernetz anschließen zu lassen. Hausanschlüsse an den bestehenden Leitungstrassen sind einfacher und kostengünstiger zu realisieren als Erweiterungen der Leitungstrassen in bisher nicht erschlossene Gebiete. Nach erfolgreicher Abwicklung der anstehenden Meilensteine wie z.B. die europaweiten Ausschreibungen und die Beauftragung der Baufirmen wird die Nachverdichtung im Frühjahr 2024 starten können."

Die Nachverdichtung baut auf dem laufenden kommunalen Glasfaserausbauprojekt auf und wird vom ZVO für die Mitgliedsgemeinden in Kooperation mit der TNG Stadtnetze GmbH umgesetzt. Diese Ausdehnung der Zusammenarbeit war in den ursprünglichen, europaweit ausgeschriebenen Verträgen bereits angelegt. Der ZVO ist Eigentümer der entstehenden passiven Glasfasernetz-Infrastruktur, während die TNG Stadtnetz GmbH für Planung, Vertrieb, Betrieb und die aktiven Komponenten der Infrastruktur zuständig ist.

Der Beschluss der Verbandsversammlung schafft die Voraussetzung für eine europaweite Ausschreibung für die zur Nachverdichtung notwendigen Bau- und Montagetätigkeiten. Diese könnten Anfang 2024 beginnen und sollen dann planmäßig jeweils etwa sechs Monate nach Fertigstellung und Übergabe der jeweiligen Teilabschnitte aus dem geförderten Basisprojekt erfolgen.

Um in der Nachverdichtung einen zügigen und kostengünstigen Bau zu gewährleisten und die Belastung von Mensch, Umwelt und Material zu minimieren, werden Interessenten bereits jetzt nach Regionen erfasst und die Aufgaben gebündelt.

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